Singende Messer (German Edition) by Buchmann Anja

Singende Messer (German Edition) by Buchmann Anja

Autor:Buchmann, Anja [Buchmann, Anja]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks Self-Publishing
veröffentlicht: 2014-07-16T22:00:00+00:00


ENTTÄUSCHUNGEN

Spätsommer 1403 n.N.

Jahr 16 des 110. Nachfahren Nalanis

Hauptstadt von Verneton

Es war später Nachmittag, als sie das Stadttor erreichten. Audrey war aufgeregt. Auf ihrem Weg hatten sie zwar einige Siedlungen passiert, eine richtige Stadt aber war nicht darunter gewesen. Ohnehin gab es in Verneton nur wenige Orte, die diese Bezeichnung führten.

Ondra hatte ihr erklärt, was eine Stadt ausmachte: eine Mauer, die sie vor Angreifern schützte, und ein Markt, der Händler aus einem weiten Umkreis anzog; das Wichtigste aber war die Erlaubnis des Königs, einen Stadtverwalter durch die Einwohner wählen zu lassen.

Dieser Stadtverwalter war, ebenso wie die von der Krone eingesetzten Gebietsverwalter, verpflichtet, die Abgaben für den König einzutreiben und dessen Erlasse und Gesetze durchzusetzen. Da er jedoch vom Volk gewählt war und jederzeit seine Macht verlieren konnte, war er meist gnädiger als die Gebietsverwalter und auch eher geneigt, zum Wohle seiner Mitbürger beim König vorzusprechen.

Ein gewählter Verwalter erschien daher durchaus erstrebenswert, aber nur wenige Siedlungen waren groß genug, um dieses Privileg zugesprochen zu bekommen.

Die Hauptstadt war mit Abstand die größte Stadt Vernetons, was sie vor allem der Tatsache zu verdanken hatte, dass hier der Palast stand. Ursprünglich war sie nicht mehr als ein Dorf gewesen. Doch einem der Nachfahren Nalanis gefiel die umgebende Landschaft und er beschloss, den königlichen Hof dort auf Dauer anzusiedeln. Zuvor hatten die Könige mal an diesem und mal an jenem Ort residiert, ganz nach persönlichen Vorlieben und den Erfordernissen der Regierungsgeschäfte.

Dann aber wurde der feste Palast errichtet und aus ganz Verneton strömten die Menschen herbei, in der Hoffnung auf Arbeit oder gute Geschäfte. Schnell wuchs das Dorf, dehnte sie über ein immer größeres Gebiet aus, dessen Mittelpunkt die riesige Palastanlage bildete.

Im Laufe der Jahrhunderte mussten die Stadtmauern immer wieder neu errichtet werden, um die neuen Bezirke mit einzuschließen, die im Zuge der Ausdehnung vor den Toren entstanden waren.

Auch jetzt gab es Gebäude, die sich von außen an die steinernen Mauern schmiegten. Einige der Siedlungsflecken schienen Audrey wie eigene Dörfer. Neben festen Häusern hatte sie auf ihrem Weg zum Tor auch allerlei provisorische Unterkünfte aus Holz, Stoff und Fellen gesehen. Wenn schon vor den Stadttoren so viele Menschen lebten, wie wäre es da erst innerhalb der Mauern?

Gerne hätte sie alles in Ruhe betrachtet, doch Ondra mahnte zur Eile, wollte er die Stadt doch noch vor der Schließung der Tore bei Einbruch der Nacht betreten.

Am Tor mussten sie etwas warten, da sie nicht die Einzigen waren, die Einlass begehrten. Eine kleine Schlange hatte sich gebildet, da die Soldaten am Tor jeden einer schnellen Prüfung unterzogen.

Dann waren sie an der Reihe. Der Soldat, der sie musterte, sagte: „Ihr beiden seid aber schnell gewesen. Der Ruf zu den Waffen erfolgte doch erst vor wenigen Tagen. Die Meldestellen für die Freiwilligen sind noch nicht geöffnet. Ihr werdet noch einige Tage warten müssen.“

Ruf zu den Waffen? Meldestellen für Freiwillige? Was hatte das zu bedeuten? Sie wollte den Soldaten fragen, doch dieser gab ihnen das Zeichen weiterzugehen. Also durchschritt sie an der Seite ihres Mannes das Tor und betrat die Hauptstadt.

An jeder Ecke gab es etwas zu entdecken, die Vielzahl an Eindrücken war überwältigend.



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